Berlin-Fahrt 2024
Eines war uns von vornherein klar: Berlin ist nicht gleich Berlin und in knapp drei Tagen würden wir es nicht ansatzweise schaffen, die grandiose Vielfalt der einzelnen Kieze dieser Millionenstadt zu erkunden. Dennoch hat sich der Schulausflug in unsere Hauptstadt absolut gelohnt.
Vom 20. bis 22. Februar sowie vom 26. bis 28. Februar 2024 waren wir – das beinhaltet je Zeitfenster drei zehnte Klassen und sechs Lehrkräfte – in Berlin unterwegs, um Politik und Geschichte hautnah zu erleben. In Berlin war und ist einfach immer etwas los, es pulsiert an jeder Ecke und mit jedem Schritt nähert man sich Orten, an denen Dinge passiert sind, die das Leben in Deutschland, in Europa und teilweise sogar in der ganzen Welt geprägt haben. Überall lässt sich dort der Geist des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, des Kalten Krieges mit dem geteilten Deutschland sowie des Mauerfalls und der anschließenden Wiedervereinigung wahrnehmen.
Bei mehreren Stadtrundgängen und Führungen haben wir Fakten zu Ereignissen verinnerlichen können, die wir bisher nur aus dem Unterricht kannten. So erfuhren wir zum Beispiel in der Gedenkstätte Berliner Mauer vom tragischen Schicksal des kleinen Çetin Mert, Sohn einer türkischstämmigen Gastarbeiterfamilie, der am Vormittag seines fünften Geburtstags im Jahr 1975 im West-Berliner Bezirk Kreuzberg mit Nachbarskindern am Spreeufer spielte und schließlich bei dem Versuch, einen Ball aus dem Fluss herauszufischen, ertrank. Denn unglücklicherweise gehörte die Spree an dieser Stelle in voller Breite zu Ost-Berlin und obwohl innerhalb weniger Minuten Rettungskräfte eintrafen, leistete aufgrund der am Ufer entlang laufenden Staatsgrenze niemand Hilfe. Es erscheint uns schlichtweg unbegreiflich, dass ein kleiner Junge, dessen Eltern in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder nach Deutschland kamen, aufgrund solch wahnwitziger Umstände sterben musste.
Von weiteren tragischen Schicksalen erfuhren wir auch in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, einem ehemaligen Stasi-Gefängnis. Uns schockierte der raue Umgang der DDR mit ihren Bürgerinnen und Bürgern bei den zahlreichen Festnahmen, wobei diese oftmals weder wussten wofür sie weggesperrt wurden noch für wie lange. Diese Lebensgeschichten verdeutlichen uns umso mehr, wie wichtig es ist, sich mit den Programmen der politischen Parteien vertraut und von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, um auf den Erhalt der Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte für eine pluralistische Gesellschaft und eine friedliche Zukunft hinzuwirken.
Daran erinnerte uns auch der Bundestagsabgeordnete und für unseren Wahlkreis zuständige Konstantin von Notz, der als Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Kontrolle der Nachrichtendienste vor dem propagandistischen Einfluss anderer Staaten auf Deutschland warnte. Sehr eindrücklich wies er uns auf gut gemachte TikTok-Videos hin, in denen massenweise Fake News verbreitet werden (z. B. die so oft zitierten „Radwege in Peru“) und mithilfe derer antidemokratische Kräfte Deutschland und die EU destabilisieren wollen.
Darüber hinaus haben einige von uns auch das Jüdische Museum oder das Centrum Judaicum in der Oranienburger Straße besucht. In Zeiten des weltweit leider wieder zunehmenden Antisemitismus ist es heute wichtiger denn je Vorurteile abzuschaffen und stattdessen einander kennen und schätzen zu lernen.
Insgesamt waren es sehr ereignisreiche und bewegende Tage, deren Eindrücke und Geschichten uns wohl noch lange begleiten werden.
Nd